Ein wenig versteckt und offensichtlich nur durch die kleine Anzeigentafel am Sandkasten erkennbar, an der man tagtäglich vorbeiläuft, sich aber wahrscheinlich wenig Gedanken darüber macht, was das ist, gibt es seit Januar 2000 auf der Turnhalle der GGS Walheim eine Photovoltaikanlage.
Die Anlage wird von der „Solarinitiative Walheim e.V“ betrieben. Dieser gemeinnützige Verein wurde Ende der 1990er Jahre von Walheimer Bürgern gegründet, die zeigen wollten, dass Photovoltaik gut funktioniert und wirtschaftlich ist. Es gab in dieser Zeit große Zweifel bezüglich der Haltbarkeit und Zuverlässigkeit von PV-Anlagen. Der Verein wollte diese Zweifel ausräumen und die Bürger, denen ein Dach für PV zur Verfügung stand, ermutigen, selbst eine Anlage zu bauen.
Um den Ausbau der Photovoltaik voran zu treiben gab es damals verschiedene Fördermaßnahmen:
– das 100.000 Dächer Programm der Rot-Grünen Bundesregierung
– das REN-Programm in NRW
– die kostendeckende Vergütung
Mit Hilfe der Beteiligung von Walheimer Bürgern und der Fördermaßnahmen und konnte die PV-Anlage realisiert werden. Insgesamt 23 Personen und der Förderverein der Grundschule beteiligten sich mit Darlehensbeträgen zwischen 500 und 5000 DM. Die Darlehen wurden mit 4,5% verzinst und sind inzwischen vollständig getilgt.
Mit dem Eigenkapital von ca. 40.000 DM, den Fördermitteln aus dem REN-Programm und dem zinslosen Darlehen aus dem „100.000-Dächer-Programm“ wurde eine 7,2 KW PV-Anlage für ca. 90.000 DM gebaut.
Das im März 2000 beschlossene „Erneuerbare-Energien-Gesetz“ garantierte Einnahmen von 0,99 DM/kWh über einen Zeitraum von 20 Jahren. Mit den Einnahmen wurden die Zinsen bezahlt, die Darlehen getilgt und laufende Ausgaben wie Versicherung, Zählergebühren, Verwaltungskosten sowie Rücklagen für Reparaturen, Wartung und für den späteren Rückbau finanziert. Weitere Kosten gab es nicht, da sämtliche Arbeiten im Zusammenhang mit der Anlage, wie Überwachung, Reinigung, kleine Reparaturen, Verwaltung, Abrechnungen, Steuererklärungen usw. ausschließlich ehrenamtlich von Mitgliedern der Solarinitiative Walheim durchgeführt wurden.
Die Technischen Daten der Anlage:
– 60 Stück Polykristalline PV-Module IBC-120-S
– 3 Stränge mit 3 SMA Wechselrichtern SWR2000
– Inbetriebnahme: 03.02.2000
In 20 Jahren
– wurden 118.746 Kilowattstunden Strom erzeugt
– gab es keine Ausfälle oder Schäden an den Modulen
– wurden die drei Wechselrichter jeweils nur einmal ausgetauscht.
Im Vergleich mit Strom aus rheinischen Braunkohlekraftwerken konnten 140 Tonnen CO2 eingespart werden. 2019 wurden noch 7000 Kilowattstunden Solarstrom eingespeist, ein Beleg für die Zuverlässigkeit und Langlebigkeit der PV-Anlage.
Ende 2020 muss die Anlage abgebaut werden, weil die Einnahmen durch die EEG-Vergütung wegfallen. Ohne Einnahmen kann der Verein weder die Versicherung noch unvermeidbare Nebenkosten bezahlen. Die Stadt Aachen will die Anlage nicht übernehmen. Die PV-Anlage könnte noch einige Jahre betrieben werden und umweltfreundlichen Strom erzeugen. Im Durchschnitt würden jedes Jahr 7 Tonnen CO2 vermieden werden und bei Eigenverbrauch Stromkosten von 1.800 Euro gespart.
Heute kostet eine ähnliche PV-Anlage nur noch 10.000 Euro und kann für 10 Cent pro Kilowattstunde Strom erzeugen. Damit ist Photovoltaik wirtschaftlich und konkurrenzfähig. Insbesondere, wenn man den Strom selbst verbraucht und dann 20 Cent pro Kilowattstunde spart.
(Autor: Bernd Brinkmeier, Solarinitiative Walheim e.V.)